Innsbruck im 19. Jahrhundert

Durch die Friedensschlüsse von Pressburg (1805) und Schönbrunn (1809) war Tirol von 1805 bis 1814 bayerisch. 1814 erfolgte die Rückerstattung des bayerischen Teils von Tirol an das Kaisertum Österreich. Daran erinnern noch die beiden Doppeladler mit den Wappen und dem Monogramm von Kaiser Franz I. von Österreich an der Rennwegfassade der Hofburg. Das Revolutionsjahr 1848 1848 brachen in mehreren Städten Europas Revolutionen aus: Anhänger des liberalen Gedankenguts traten für eine gesellschaftliche und politische Neuordnung der Staaten ein, für eine volle persönliche und geistige Freiheit jedes Menschen und für eine Staatsverfassung mit demokratischen Grundzügen. In Österreich regierte in dieser Epoche des Vormärz, wie die Zeit vom Wiener Kongress 1815 bis zur Revolution 1848 politisch bezeichnet wird, Fürst Metternich mit seinem Polizei- und Spitzelwesen. Kulturell gesehen spricht man vom Biedermeier. Die Revolution von 1848 hatte jedoch auf Tirol kaum Auswirkungen, da sich die bäuerliche Bevölkerung dafür wenig interessierte. In Innsbruck gab es keine Unruhen. Kaiser Ferdinand I. jedoch floh mit dem ganzen Hof und der Regierung von Wien nach Tirol, wo er sich sicher fühlte. 1848 erfolgte die schon lange fällige Grundzins- und Zehentablösung. In Tirol waren die meisten Bauern seit Jahrhunderten persönlich frei, doch zahlreiche Höfe gehörten geistlichen oder weltlichen Herren. Nun konnten die Bauern selbst diese Höfe erwerben, sofern sie genügend Geld hatten. Von 1848 bis 1916 regierte Kaiser Franz Joseph einen riesigen Vielvölkerstaat mit rund 50 Millionen Einwohnern. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahre 1918 zerfiel dieses Reich in seine Nachfolgestaaten. Der Bahnbau - die Industrialisierung Das 19. Jahrhunderte brachte für Innsbruck den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz: 1858 Eröffnung der Unterinntaler Bahn (Rosenheim nach Innsbruck) 1867 Eröffnung der Brennerbahn 1884 Eröffnung der Arlbergbahn 1912 Eröffnung der Mittenwaldbahn Damit begann eine neue Epoche für Tirol als Verkehrs- und Fremdenverkehrsland. Die Innschifffahrt hatte ihr westliches Ende beim Rechen in Hall und war für Innsbruck nie von Bedeutung. Bedingt durch die Eisenbahn ließ sie stark nach. Der Innsbrucker Hauptbahnhof lag damals in den Feldern und Wiesen weit von der Altstadt entfernt. Beginn des Tourismus Es waren zuerst die Engländer, die zur Erholung und zum Vergnügen in die Alpen reisten. Viele von ihnen waren Maler und Schriftsteller und machten in ihrer Heimat und in anderen Ländern intensiv Werbung für Tirol. Damals entstand die von Engländern dominierte Alpenmalerei. Die Anfänge des Sommertourismus in Tirol sind ab etwa 1800 zu sehen. Um 1860 begann die Eroberung der Tiroler Bergwelt, wobei auch hier die Engländer führend waren. Im Zuge dieser Entdeckung der Bergwelt musste viel getan werden: Bau von Straßen, Herausgabe von Literatur und Karten, Gründung des Alpenvereins, Herstellung von Aufstiegshilfen, Bau von Schutzhütten, Gasthäusern und anderen Beherbergungsbetrieben und vieles mehr. Neben dem Alpinismus gab es noch zwei andere Hauptwurzeln für den Fremdenverkehr: Sommerfrische und Bäder, Heilquellen und Badegasthäuser. Langsam entwickelte sich ab etwa 1900 auch der Wintersport. Innsbruck wurde dabei zu einem natürlichen Zentrum des Tourismus: 1904-1906 Errichtung der Hungerburgbahn, 1927-1928 der Seilschwebebahn auf die Nordkette, 1928 der Seilschwebebahn auf den Patscherkofel. Innsbruck dehnt sich aus 1849 wurde Innsbruck als Nachfolger von Meran Landeshauptstadt. Schon 1420 machte Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche den Ort zum Regierungssitz der Tiroler Linie der Habsburger. Langsam siedelten sich, verbunden mit dem Bahnausbau, in Innsbruck auch Industriebetriebe an, zuerst vor allem in der Gegend des Sillkanals. Durch die vermehrte Zahl von Arbeitsplätzen erfolgte ein verstärkter Zuzug von Beamten, Militärs, Arbeitern und Eisenbahnbediensteten, was wiederum rege Bautätigkeit in der Stadt begünstigte. Man spricht von der sogenannten Gründerzeit (1840-1918), in der zahlreiche Industrie-, Wohnbauten und öffentliche Gebäude entstanden. Die Handelsakademie, die Siebererschule, die Bundesbahndirektion (alle drei im Stadtteil Saggen), das Hauptpostamt in der Maximilianstraße, verschiedenste Schulen und Wohnhäuser wurden im Stil des Historismus (Verwendung von Kunststilen aus der Vergangenheit, auch Vermischung mehrer Stile, so etwa Neuromanik, Neugotik, Neurenaissance, Neubarock u. a.) erbaut. Dabei dominieren vor allem die "Tiroler Gotik" und die italienische und französische Renaissance. Am Beginn des 20. Jahrhunderts fanden auch Stile wie Jugendstil, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Tiroler Heimatstil etc. Verwendung. Als erstes wurde ab etwa 1840 das Areal östlich der Maria-Theresien-Straße aufgeschlossen, wobei als neue Achse die Museumstraße diente. Als zweites kann ab den 1860er Jahren die Bebauung des Gebiets westlich der Maria-Theresien-Straße genannt werden, wobei das neue Baugebiet bis zum Inn reichte. Dabei wurden ein neuer Friedhof (Westfriedhof) auf Wiltener Gebiet und die Klinikbauten verwirklicht. Letztere entstanden nach damaliger neuester Erkenntnis in Pavillonart. Die Hauptachse des neuen Viertels bildete zunächst die Anichstraße. Rund um den alten Friedhof entstand nach seiner Auflassung der Adolf-Pichler-Platz, der bis in das Jahr 2000 mit seinen herrlichen Häusern aus der Zeit des Historismus bzw. der Gründerzeit und dem schönen Baubestand ein weitgehend intaktes Platzensemble bot. Überwiegend erst im frühen 20. Jahrhundert ist der Stadtteil Dreiheiligen, das alte Gewerbegebiet der Stadt, auch Kohlstatt genannt, durch Wohnbauten erschlossen worden. Eine neue Situation ergab sich durch die Errichtung der Bahnlinien, denn ein Bahnhof musste gebaut werden. Sowohl der Hauptbahnhof als auch der Westbahnhof entstanden weit außerhalb der Stadt in den Feldern und Wiesen. Der Viadukt bildet heute noch eine Trennung im Talbecken. Im Anschluss an den Bahnhofsplatz entwickelte sich ein neues Verkehrsnetz zur Stadt, aufgelockert durch den Bozner Platz. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Pläne für den Ausbau des Saggens verwirklicht, die schon teilweise um 1850 gefasst worden waren. Einerseits baute man prächtige Villen mit Gärten (Villensaggen), andererseits große Wohnblöcke als Zinsvillen, die weite begrünte Innenhöfe umgeben (Blocksaggen). Noch vor der Eingemeindung von Wilten entstand weit außerhalb des Dorfes ein neues Viertel im städtischen Charakter, das mit seiner Hauptachse, der Andreas-Hofer-Straße, die Verbindung zwischen der westlichen Stadterweiterung und dem Westbahnhof schuf. Bei Pradl ließ man nach der Eingemeindung 1904 den alten Dorfkern mit seiner Kirche auf und schuf durch eine neue Kirche eine Verbindung zwischen dem alten und neuen Pradl. Das neue Pradl erstreckt sich südlich des Dorfkerns mit seinen typischen Heimatstilhäusern.

Geschichte

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Innsbruck im

19.

Jahrhundert

Durch die Friedensschlüsse von Pressburg (1805) und Schönbrunn (1809) war Tirol von 1805 bis 1814 bayerisch. 1814 erfolgte die Rückerstattung des bayerischen Teils von Tirol an das Kaisertum Österreich. Daran erinnern noch die beiden Doppeladler mit den Wappen und dem Monogramm von Kaiser Franz I. von Österreich an der Rennwegfassade der Hofburg. Das Revolutionsjahr 1848 1848 brachen in mehreren Städten Europas Revolutionen aus: Anhänger des liberalen Gedankenguts traten für eine gesellschaftliche und politische Neuordnung der Staaten ein, für eine volle persönliche und geistige Freiheit jedes Menschen und für eine Staatsverfassung mit demokratischen Grundzügen. In Österreich regierte in dieser Epoche des Vormärz, wie die Zeit vom Wiener Kongress 1815 bis zur Revolution 1848 politisch bezeichnet wird, Fürst Metternich mit seinem Polizei- und Spitzelwesen. Kulturell gesehen spricht man vom Biedermeier. Die Revolution von 1848 hatte jedoch auf Tirol kaum Auswirkungen, da sich die bäuerliche Bevölkerung dafür wenig interessierte. In Innsbruck gab es keine Unruhen. Kaiser Ferdinand I. jedoch floh mit dem ganzen Hof und der Regierung von Wien nach Tirol, wo er sich sicher fühlte. 1848 erfolgte die schon lange fällige Grundzins- und Zehentablösung. In Tirol waren die meisten Bauern seit Jahrhunderten persönlich frei, doch zahlreiche Höfe gehörten geistlichen oder weltlichen Herren. Nun konnten die Bauern selbst diese Höfe erwerben, sofern sie genügend Geld hatten. Von 1848 bis 1916 regierte Kaiser Franz Joseph einen riesigen Vielvölkerstaat mit rund 50 Millionen Einwohnern. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahre 1918 zerfiel dieses Reich in seine Nachfolgestaaten. Der Bahnbau - die Industrialisierung Das 19. Jahrhunderte brachte für Innsbruck den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz: 1858 Eröffnung der Unterinntaler Bahn (Rosenheim nach Innsbruck) 1867 Eröffnung der Brennerbahn 1884 Eröffnung der Arlbergbahn 1912 Eröffnung der Mittenwaldbahn Damit begann eine neue Epoche für Tirol als Verkehrs- und Fremdenverkehrsland. Die Innschifffahrt hatte ihr westliches Ende beim Rechen in Hall und war für Innsbruck nie von Bedeutung. Bedingt durch die Eisenbahn ließ sie stark nach. Der Innsbrucker Hauptbahnhof lag damals in den Feldern und Wiesen weit von der Altstadt entfernt. Beginn des Tourismus Es waren zuerst die Engländer, die zur Erholung und zum Vergnügen in die Alpen reisten. Viele von ihnen waren Maler und Schriftsteller und machten in ihrer Heimat und in anderen Ländern intensiv Werbung für Tirol. Damals entstand die von Engländern dominierte Alpenmalerei. Die Anfänge des Sommertourismus in Tirol sind ab etwa 1800 zu sehen. Um 1860 begann die Eroberung der Tiroler Bergwelt, wobei auch hier die Engländer führend waren. Im Zuge dieser Entdeckung der Bergwelt musste viel getan werden: Bau von Straßen, Herausgabe von Literatur und Karten, Gründung des Alpenvereins, Herstellung von Aufstiegshilfen, Bau von Schutzhütten, Gasthäusern und anderen Beherbergungsbetrieben und vieles mehr. Neben dem Alpinismus gab es noch zwei andere Hauptwurzeln für den Fremdenverkehr: Sommerfrische und Bäder, Heilquellen und Badegasthäuser. Langsam entwickelte sich ab etwa 1900 auch der Wintersport. Innsbruck wurde dabei zu einem natürlichen Zentrum des Tourismus: 1904-1906 Errichtung der Hungerburgbahn, 1927-1928 der Seilschwebebahn auf die Nordkette, 1928 der Seilschwebebahn auf den Patscherkofel. Innsbruck dehnt sich aus 1849 wurde Innsbruck als Nachfolger von Meran Landeshauptstadt. Schon 1420 machte Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche den Ort zum Regierungssitz der Tiroler Linie der Habsburger. Langsam siedelten sich, verbunden mit dem Bahnausbau, in Innsbruck auch Industriebetriebe an, zuerst vor allem in der Gegend des Sillkanals. Durch die vermehrte Zahl von Arbeitsplätzen erfolgte ein verstärkter Zuzug von Beamten, Militärs, Arbeitern und Eisenbahnbediensteten, was wiederum rege Bautätigkeit in der Stadt begünstigte. Man spricht von der sogenannten Gründerzeit (1840-1918), in der zahlreiche Industrie-, Wohnbauten und öffentliche Gebäude entstanden. Die Handelsakademie, die Siebererschule, die Bundesbahndirektion (alle drei im Stadtteil Saggen), das Hauptpostamt in der Maximilianstraße, verschiedenste Schulen und Wohnhäuser wurden im Stil des Historismus (Verwendung von Kunststilen aus der Vergangenheit, auch Vermischung mehrer Stile, so etwa Neuromanik, Neugotik, Neurenaissance, Neubarock u. a.) erbaut. Dabei dominieren vor allem die "Tiroler Gotik" und die italienische und französische Renaissance. Am Beginn des 20. Jahrhunderts fanden auch Stile wie Jugendstil, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Tiroler Heimatstil etc. Verwendung. Als erstes wurde ab etwa 1840 das Areal östlich der Maria-Theresien-Straße aufgeschlossen, wobei als neue Achse die Museumstraße diente. Als zweites kann ab den 1860er Jahren die Bebauung des Gebiets westlich der Maria-Theresien-Straße genannt werden, wobei das neue Baugebiet bis zum Inn reichte. Dabei wurden ein neuer Friedhof (Westfriedhof) auf Wiltener Gebiet und die Klinikbauten verwirklicht. Letztere entstanden nach damaliger neuester Erkenntnis in Pavillonart. Die Hauptachse des neuen Viertels bildete zunächst die Anichstraße. Rund um den alten Friedhof entstand nach seiner Auflassung der Adolf-Pichler- Platz, der bis in das Jahr 2000 mit seinen herrlichen Häusern aus der Zeit des Historismus bzw. der Gründerzeit und dem schönen Baubestand ein weitgehend intaktes Platzensemble bot. Überwiegend erst im frühen 20. Jahrhundert ist der Stadtteil Dreiheiligen, das alte Gewerbegebiet der Stadt, auch Kohlstatt genannt, durch Wohnbauten erschlossen worden. Eine neue Situation ergab sich durch die Errichtung der Bahnlinien, denn ein Bahnhof musste gebaut werden. Sowohl der Hauptbahnhof als auch der Westbahnhof entstanden weit außerhalb der Stadt in den Feldern und Wiesen. Der Viadukt bildet heute noch eine Trennung im Talbecken. Im Anschluss an den Bahnhofsplatz entwickelte sich ein neues Verkehrsnetz zur Stadt, aufgelockert durch den Bozner Platz. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Pläne für den Ausbau des Saggens verwirklicht, die schon teilweise um 1850 gefasst worden waren. Einerseits baute man prächtige Villen mit Gärten (Villensaggen), andererseits große Wohnblöcke als Zinsvillen, die weite begrünte Innenhöfe umgeben (Blocksaggen). Noch vor der Eingemeindung von Wilten entstand weit außerhalb des Dorfes ein neues Viertel im städtischen Charakter, das mit seiner Hauptachse, der Andreas- Hofer-Straße, die Verbindung zwischen der westlichen Stadterweiterung und dem Westbahnhof schuf. Bei Pradl ließ man nach der Eingemeindung 1904 den alten Dorfkern mit seiner Kirche auf und schuf durch eine neue Kirche eine Verbindung zwischen dem alten und neuen Pradl. Das neue Pradl erstreckt sich südlich des Dorfkerns mit seinen typischen Heimatstilhäusern.
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