Erzherzog
Leopold V.
und Claudia
de' Medici
Erzherzog Leopold V.
und seine Familie
Erzherzog Leopold V. von
Österreich wurde 1586 in Graz
als zweiter Sohn Erzherzog
Karls II. aus der steirischen
Linie der Habsburger geboren.
Schon als Kind war er für den
geistlichen Stand bestimmt
und wurde bereits mit 12
Jahren regierender Bischof
von Passau, später Bischof
von Strassburg. Er hatte
allerdings keine geistlichen
Weihen empfangen, sondern
übernahm nur die geistlichen
Würden. Zur Verrichtung der
geistlichen Aufgaben stand
ihm ein Weihbischof zur Seite.
1618 starb der unverheiratete
Tiroler Landesfürst Erzherzog
Maximilian III. der
Deutschmeister. 1619 wurde
Erzherzog Leopold Statthalter
von Tirol und den Vorlanden,
1623 selbständiger
Landesfürst, wobei er
zunächst noch in Strassburg
residierte. 1625 reiste er nach
Rom und legte seine
geistlichen Würden zurück.
Auf dem Rückweg von Rom
verbrachte der Erzherzog
mehrere Wochen in Florenz,
wo er um die Hand von
Claudia de' Medici anhielt.
Die Hochzeit fand 1626 in
Innsbruck statt.
Zwei aufwändige
Festlichkeiten fielen in die
Frühzeit des jungen
Fürstenpaares:
•
1622 ehelichte Kaiser
Ferdinand II., Bruder von
Leopold, in Innsbruck
seine zweite Gattin
Prinzessin Eleonore von
Gonzaga-Mantua.
•
1626 fand das zehntägige
Hochzeitsfest von
Leopold und Claudia in
Innsbruck statt.
Der Nachteil dieser
Feierlichkeitenen war, dass
sie sehr viel Geld kosteten
und Tirol schwer belasteten.
Es war die Zeit des
Dreißigjährigen Krieges
(1618-1648). Obwohl Tirol
von den Kämpfen verschont
blieb, erlitt es starke
wirtschaftliche Einbußen. Die
Grenzfestungen mussten
verstärkt werden, zudem
standen ständig Soldaten in
Bereitschaft. In der Passenge
von Scharnitz erhielt die neu
errichtete Befestigungsanlage
zu Ehren von Claudia de'
Medici die Bezeichnung "Porta
Claudia". Leopold konnte
einen Angriff der Feinde bei
der Ehrenberger Klause
erfolgreich abwehren.
Die Tiroler Landstände
gelobten damals den Bau der
Kirche Mariahilf in Innsbruck
zu Ehren der Gottesmutter,
sollte das Land vom Krieg
verschont bleiben.
Erzherzogin Claudia
de' Medici und
Kanzler Wilhelm
Bienner
Nach dem Tod Erzherzog
Leopolds V. im Jahre 1632 in
Schwaz führte Claudia de'
Medici als Regentin für ihre
minderjährigen Kinder die
Regierung weiter. Sie war
hoch gebildet und tatkräftig,
beherrschte Italienisch,
Spanisch, Französisch und
Latein. In Deutsch konnte sie
sich gerade mit ihren
Untertanen verständigen. In
gebildeten Kreisen und am
Innsbrucker Hof bildete
Italienisch die
Umgangssprache.
Einer ihrer treuesten Berater
war Kanzler Dr. Wilhelm
Bienner, der sich stark für
Tirol einsetzte. Er hatte
zahlreiche Neider, die ihn
nach dem Tod der Regentin
das Leben schwer machten.
Die Anklage lautete etwa auf
gefälschte Reiserechnungen,
Steuerhinterziehung und
andere finanzielle
Bereicherung. Bienner konnte
praktisch alles widerlegen,
wurde jedoch in einem
Schauprozess verurteilt und
1651 auf der Festung
Rattenberg enthauptet. Sein
Wohnsitz war Schloss
Büchsenhausen in St.
Nikolaus in Innsbruck auf
dem Weg zum Alpenzoo.
Leopold und Claudia hatten
zwei Söhne, die Erzherzöge
Ferdinand Karl und
Sigismund Franz.
Claudias Regentschaft dauerte
bis 1646, bis zur Volljährigkeit
ihres ersten Sohnes Ferdinand
Karl. Sie starb im Jahre 1648.
Erzherzog Ferdinand
Karl und Erzherzog
Sigismund Franz
In die Regierungszeit von
Erzherzog Ferdinand Karl
(1646-1662) fällt die
Enthauptung von Kanzler
Bienner. Der Landesfürst
kümmerte sich kaum um das
Land, lebte verschwenderisch
und ging seinen Vergnügungen
nach. Gerne wird er auch als
"Sonnenkönig Tirols"
bezeichnet. Er tat sehr viel
für die Kunst und Kultur des
Landes.
Ihm folgte sein Bruder
Erzherzog Sigismund Franz
(1662-1665), der bis 1665
regierender Bischof von
Augsburg und Gurk war,
jedoch keine geistlichen
Weihen besaß. Leider übte er
sein Amt als Landesfürst nur
kurze Zeit aus, denn durch
seinen Einsatz und seine
Fähigkeiten hätte er viel
Gutes für Tirol tun können.
Mit dem Tod von Sigismund
Franz im Jahre 1665 endet
die zweite Linie der
selbständigen Tiroler
Habsburger. Tirol und die
Vorlande fielen somit an das
Stammhaus in Wien zurück.
Leben in Innsbruck -
Bauten, Kunst, Kultur
Innsbruck wurde unter diesen
drei Landesfürsten (Leopold,
Ferdinand Karl, Sigismund
Franz) und unter der Regentin
Claudia de' Medici zu einem
höfischen Zentrum von
Kunst und Kultur, wobei vor
allem italienische Vorbilder
dominierten. Italienische
Künstler wurden zwar
zurückgedrängt und durch
einheimische ersetzt, doch
diese übernahmen stark
südliche Einflüsse.
Am Übergang von der
Renaissance zum Barock
stehen die Innsbrucker Caspar
Gras (Bildhauer) und
Christoph Gumpp
(Baumeister). Letzterer ging
als erster Vertreter einer
Baumeisterdynastie hervor,
die in Innsbruck im Barock von
ca. 1630 bis 1765 ihre Spuren
hinterlassen hat.
Der Bau der Jesuitenkirche
(1627-1646) im Stil des
italienischen Frühbarock
wurde vom Fürstenpaar sehr
gefördert. Die Krypta fand als
Begräbnisstätte des
Fürstenpaares und seiner
Söhne Verwendung. Christoph
Gumpp übte maßgeblichen
Einfluss auf den Bau aus.
Auf ihn gehen auch die Pläne
für die Mariahilfkirche (1647-
1649) zurück, ebenfalls im Stil
des italienischen Frühbarock.
Sowohl bei der Jesuitenkirche
als auch in Mariahilf findet
sich das Wappen der Medici
(in Gold fünf rote Kugeln, die
oberste sechste in Blau etwas
größer als die anderen und
mit drei goldenen Lilien
belegt). Die Medici waren
über Jahrhunderte die Herren
der Toskana und der Stadt
Florenz.
Auch das Comedihaus
(1629/30) stammt von
Christoph Gumpp. Der
Baumeister studierte dazu
Vorbilder in Italien. Das
Gebäude diente vor allem
Theater-, Opern- und
Ballettaufführungen. An der
Stelle entstand später die
Dogana, die im heutigen
Congress integriert ist.
Ungefähr an der Stelle des
heutigen Landestheaters
erbaute Christoph Gumpp das
ehemalige Hoftheater bzw.
Komödien- oder Opernhaus
(1653-1655), da das
Comedihaus zu groß war.
Für das Stift und die
Stiftskirche Wilten
(Baubeginn 1651) ist ebenfalls
Christoph Gumpp als
Baumeister zu erwähnen.
Gegenüber der Hofburg steht
vor dem Haus der Musik der
Leopoldsbrunnen (1622-1639)
von Caspar Gras. Die jetzige
Aufstellung geht jedoch erst
auf das Ende des 19.
Jahrhunderts zurück.
Im Alten Regierungsgebäude
in der Altstadt ließ Claudia
den sogenannten Claudiasaal
1645 im frühbarocken Stil
errichten.
Musik und Theater dieser
Zeit erreichten in Innsbruck
europäischen Ruf. Der
Komponist Johann Stadlmayr
(1560-1648) erlangte großen
Ruhm. Einen besonderen
Stellenwert nahm die
italienische Oper ein.
Erzherzog Ferdinand Karl gab
große Summen dafür aus und
berief die besten Künstler
nach Tirol. Unter ihnen war
Antonio Cesti, dessen Oper
"L'Argia" anlässlich des
Übertritts der schwedischen
Exkönigin Christina zum
katholischen Glauben in
Innsbruck hier aufgeführt und
zu einem Kulturereignis
ersten Ranges wurde.
Die heute stattfindenden
Festwochen der Alten Musik
gehen teilweise auf diese Zeit
zurück.
Das berühmte Bild Mariahilf
(Madonna mit Kind) von Lucas
Cranach dem Älteren (um
1537) gelangte in den Besitz
Erzherzog Leopolds V., als
dieser Bischof von Passau war.
Während eines Besuches beim
Kurfürsten Johann Georg I.
von Sachsen in Dresden durfte
er sich das Bild als
Gastgeschenk wählen. Es kam
1626 in die Innsbrucker
Hofburg, wurde aber ab und
zu in der Stadtpfarrkirche zur
Verehrung durch das Volk
ausgestellt. 1650 überließ
Erzherzog Ferdinand Karl das
Bild auf Bitte der
Bürgerschaft der Kirche
ständig. Es fand einen
Ehrenplatz im Hochaltar.
Zahlreiche Kopien an Häusern
in Innsbruck und in ganz Tirol
zeugen von der Beliebtheit
der Darstellung.
Einige Erinnerungen
Jesuitenkirche,
Mariahilfkirche, Stiftskirche
Wilten (Baubeginn),
Oratorium am Fürstenchor der
Hofburg, Comedihaus,
Hoftheater, Leopoldsbrunnen
mit Reiterstatue, Claudiasaal,
Medici-Wappen (über dem
Eingang der Jesuitenkirche,
im Inneren der Mariahilfkirche
über dem Chorbogen, an der
Decke des Claudiasaals),
Mariahilf-Gnadenbild im Dom,
Festwochen der Alten Musik,
Claudiastraße, Schloss
Büchsenhausen (Kanzler
Bienner).
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